Projekt EQEL

Das Projekt EQEL in das wir viel Zeit und Herzblut investiert haben, wird nicht gefördert und kann deshalb nicht stattfinden.

Im nachfolgenden Text können Sie sich über unsere Projektidee informieren und sich ihre eigene Meinung bilden ob solch ein Projekt gefördert werden sollte, oder nicht.

Integrative außerbetriebliche Einstiegsqualifizierung zum/zur Elektroniker/in in einer gemischten Gruppe aus Geflüchteten und sonstigen Teilnehmern

Kurztitel: EQEL

Wozu dieses Projekt?

Laut Berufsbildungsbericht 2019 des Bundesministeriums für Bildung und Forschung stellt sich die Situation wie folgt dar:

Besetzung von Ausbildungsstellen
2018 hat sich die Ausbildungsmarktsituation weiter zugunsten der eine Ausbildungsstelle suchenden jungen Menschen verbessert. Viele Unternehmen haben zunehmend Schwierigkeiten, ihre Ausbildungsstellen zu besetzen. Ein Indiz dafür ist der deutliche und stetige Anstieg der bei der BA gemeldeten unbesetzten Berufsausbildungsstellen. Dieser Trend hat sich auch 2018 fortgesetzt. Mit 57.656 unbesetzten Ausbildungsstellen wurde ein neuer Höchststand – bezogen auf die Zeitreihe ab 2009 – erreicht. Auch Betriebsbefragungen haben gezeigt, dass sich für Unternehmen die Suche nach Auszubildenden weiterhin schwierig gestaltet. Nach den Ergebnissen des BIBB-Betriebspanels 2018 konnten knapp 47 % der befragten Betriebe ihre angebotenen Ausbildungsstellen teilweise oder vollständig nicht besetzen.

Hieraus, sowie aus diversen anderen Publikationen, ziehen wir die folgenden Schlussfolgerungen:

  1. Es droht ein Fachkräftemangel in Deutschland, insbesondere in Handwerksberufen. Dies gilt auch in Bremen.
  2. Es fehlt an geeigneten Bewerbern, aber es gibt inzwischen unter den Geflüchteten viele motivierte Personen, die sich für eine Ausbildung interessieren. Hier scheint sich ein Wandel zu vollziehen. Vor einiger Zeit gingen viele der Geflüchteten fälschlich davon aus, sofort auf dem Arbeitsmarkt unterzukommen.
  3. Es gibt einen relativ großen Personenkreis unter den Geflüchteten in Bremen, der aus den unterschiedlichsten Gründen weder für eine Ausbildung im dualen System noch für eine betriebliche Einstiegsqualifizierung (EQ) geeignet ist. Gründe hierfür sind zum Beispiel:
    – sprachliche Defizite
    – hohe Anforderungen, was das Fachwissen angeht,
    – Altersüberschreitung (betriebliche EQ ist für TN bis zum 25.Lebensjahre konzipiert),
    – teilweise vorhandene praktische Erfahrung, aber völlige Unerfahrenheit mit deutschen und europäischen Normen.

Unser Projekt richtet sich an alle Menschen, die eine Ausbildung zum Elektroniker/ zur Elektronikerin machen möchten, aber aus den unterschiedlichsten Gründen für eine reguläre Ausbildung (noch) nicht geeignet sind.

Kurzdarstellung des Konzeptes

Menschen ab 18, insbesondere Geflüchtete, sollen auf eine betriebliche Ausbildung  zum/zur Elektroniker/in vorbereitet werden. Die Teilnehmenden sollten ein Sprachniveau von mindestens B1 haben. Teilnehmende mit einem geringeren Sprachniveau haben die Möglichkeit, vor dem Beginn von EQEL,  an einem Kurs: „Berufsfachliches Sprachtraining für technische Berufe“ des Kulturzentrums Lagerhaus teilzunehmen (über AVGS).

Die Inhalte des 1. Lehrjahres des Berufs Elektroniker vermitteln wir durch:

  • Praxisübungen an Montagebrettern. Wenn möglich, wird Praxiserfahrung  durch Elektroarbeiten in anderen gemeinnützigen Projekten gesammelt,
  • Theorie erlernen die Teilnehmenden in der Berufsschule,
  • im Förderunterricht bereiten wir die in der Berufsschule vermittelten Inhalte und eventuelle Probleme damit auf,
  • einmal wöchentlich erfolgt eine praxisbezogene Sprachunterrichtseinheit  Deutsch für deutschsprachige Teilnehmende Englisch.       

Ein wesentlicher Bestandteil des gesamten Projektes ist die Verbesserung der sprachlichen Kompetenzen, sowohl während der Theorievermittlung als auch im Praxisteil. Wir planen über Kooperationen mit anderen Vereinen, sonstige Schwächen (z.B. Mathematik, Physik) durch weiteren Förderunterricht auszugleichen.

Ausbildungsinhalte

Vermittlung von Inhalten des 1. Lehrjahres Elektroniker/in  mithilfe der folgenden Qualifizierungsbausteine:

  • Montage; Demontage und Installation,
  • Installation und Schaltung von Beleuchtungsanlagen,
  • Installation und Inbetriebnahme von Informations- und Kommunikationssystemen,
  • Installation und Inbetriebnahme von Haushaltsgeräten,
  • Installation und Inbetriebnahme von Antennen- und Breitbandkommunikationsanlagen.

Die TN erhalten zum Abschluss der Maßnahme ein Zeugnis nach §7 der Berufsvorbereitungs-Bescheinigungsverordnung.

Projektziel

Unser Projekt ist für Menschen gedacht, die dem Betriebsalltag und den Anforderungen der Berufsschule noch nicht gewachsen sind, sei es aus sprachlichen oder anderen Gründen. Das Ziel ist, die TN zum Abschluss von EQEL, durch die Vermittlung in Elektro-Betriebe, zu einem Berufsabschluss zu führen. Durch Betriebspraktika sollen die Teilnehmenden während des Projektes den betrieblichen Alltag kennen lernen und im besten Fall für sich werben und damit eine Übernahme in ein reguläres Ausbildungsverhältnis erreichen.

Sowohl während des Praktikums, als auch nach einer Übernahme der TN, bleibt das Projekt Team im regelmäßigen Kontakt mit TN und Betrieben.

Geplant ist jedoch auch die Heranführung der Teilnehmer an reale betriebliche Abläufe durch Arbeiten an konkreten, realen Projekten – insofern dies unter Beachtung der Vorschriften (Zusätzlichkeit, öffentliches Interesse, Wettbewerbsneutralität)  für geförderte Maßnahmen möglich ist.

Was ist der Unterschied von EQEL zu einer betrieblichen Einstiegsqualifizierung?

Bei EQEL handelt es sich ausdrücklich nicht um eine Einstiegsqualifizierung nach § 54a SGB III, im Weiteren „betriebliche EQ“ genannt. Eine betriebliche EQ  ist eine Art Langzeitpraktikum in einem Betrieb, mit einer Altersobergrenze von 25 Jahren in Ausnahmefällen bis 35 Jahre. Die Bundesagentur für Arbeit zahlt den Teilnehmenden ein Praktikumsgehalt, der Betrieb hat keine Personalkosten und bildet im Idealfall die Teilnehmenden so aus, dass sie im darauffolgenden Jahr übernommen werden und die Ausbildung im Betrieb fortführen. Im Betrieb liegt der Focus der Ausbilder auf der zu erledigenden Arbeit. Fehler könnten teuer für den Betrieb oder auch gefährlich für den Praktikanten oder den Kunden werden. Die Ausbildungsinhalte richten sich nach der Auftragslage.

EQEL dagegen ist ein reines Ausbildungsprojekt, allerdings mit dem Ziel, dass die Teilnehmenden in einen professionellen Betrieb wechseln. Der Arbeitsplatz der Teilnehmenden ist nicht die Baustelle oder die Produktionshalle, sondern die Ausbildungswerkstatt.

In unserer Ausbildungswerkstatt können Teilnehmende jederzeit die Hilfe des Ausbilders oder ihrer Kollegen in Anspruch nehmen, sie erhalten sowohl Sprach- als auch sonstigen Förderunterricht. 

In der Werkstatt liegt der Focus auf den Teilnehmenden. Ihre Fähigkeiten und Fertigkeiten geben das Arbeits- bzw. Lerntempo vor.Fehler dienen dazu, aus ihnen zu lernen und sind leicht zu beheben.

Heterogenität als Chance

Die Personen, die sich für das Projekt beworben haben, kommen aus diversen Ländern, sind unterschiedlich alt und haben unterschiedlich viel oder auch wenig  Berufserfahrung. 

Wir sehen die Heterogenität der Bewerber (Altersstruktur von 19 bis 45, unterschiedliche Herkunftsländer, diverse Muttersprachen, sehr unterschiedliche Berufserfahrung (keine, bis viele Jahre)) als konzeptionelle Chance.

Viele Aufgaben werden in Kleingruppen bearbeitet, die so zusammengestellt werden, dass sich die Teilnehmenden mit ihren Fertigkeiten und Fähigkeiten ergänzen. Hierbei vermitteln wir die klassischen Tugenden Teamfähigkeit und soziale Kompetenz. Neben der Vermittlung der Ausbildungsinhalte ist der Ausbilder,  Moderator und Motivator.

Die Anwendung der erlernten Sprache ergibt sich ganz „natürlich“, da keine andere gemeinsame Sprache zur Verfügung steht.

Für uns sind gerade auch die über 30-jährigen ein wichtiger Teil unseres kooperativen Konzeptes. Viele haben eine gewisse Berufserfahrung, aber sowohl sprachliche als auch die deutschen/europäischen Normen betreffende Defizite. Sie können von den Jüngeren profitieren, die oft im Bereich Sprachanwendung schon weiter sind, während die Jüngeren wiederum von den fachpraktischen Kenntnissen der Älteren profitieren können.

Warum ist gerade eine Ausbildung zum Elektroniker sinnvoll?

  • Elektroniker der verschiedenen Fachrichtungen werden gebraucht (Stichwort Fachkräftemangel). Sie sind am Arbeitsmarkt sehr gefragt,
  • Nach der Grundausbildung (1.Lehrjahr) gibt es eine Vielzahl moderner Berufe (siehe unten), die sowohl in Deutschland als auch weltweit gebraucht werden,
  • ausgebildete Elektroniker sind sehr gefragt im Sektor der nachhaltigen Energieerzeugung. Durch Weiterbildung erschließen sich ihnen viele zukunftssichere Berufe.

Kurzdarstellung des Berufsbildes

Das 1. Lehrjahr eines Elektronikers ist die Grundausbildung.Danach können die TN ihre Ausbildung in verschiedenen Ausbildungsberufen (siehe unten)  im Handwerk oder in der Industrie fortsetzen.

Elektroniker im Handwerk:

Elektroniker in der Industrie:

Zusammenfassung

Ziel der Maßnahme ist die Vorbereitung einer heterogenen Gruppe von Personen – unterschiedlichen Alters und unterschiedlicher Herkunft – auf eine Ausbildung zur Elektronikerin/ zum Elektroniker.

Durch die Kombination einer außerbetrieblichen Einstiegsqualifizierung mit Sprachtraining, Theorieunterricht zur Nachbearbeitung des Berufsschulunterrichtes   und einer individuellen Förderplanung, soll die Vorbereitung der Teilnehmenden auf eine betriebliche Ausbildung erreicht werden.

Schon während des Projektes EQEL sollen Praktikumsphasen die  betriebliche Realität vermitteln. Nach EQEL soll, soweit möglich, eine Vermittlung in ein reguläres Ausbildungsverhältnis stattfinden. Durch begleitende Maßnahmen während der Ausbildung in den Betrieben, soll sichergestellt werden, dass  Ausbildungsabbrüche vermieden werden.

Projektdauer: 1 Jahr

Zielgruppe: Menschen zwischen 18-55 Jahren unabhängig von ihrer Herkunft oder ihrem Aufenthaltstitel, die noch nicht für eine betriebliche EQ/ Ausbildung geeignet sind.

Gruppengröße geplant: 12 TN